13. November 2014

Der erste "wirkliche" Besuch bei der Selbsthilfegruppe

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Ein paar Wochen ist es schon her, seit ich den ersten erfolgreichen Kontakt zur lokalen Selbsthilfegruppe aufgenommen habe. Allerdings war bis jetzt noch kein weiteres monatliches Gruppentreffen, so dass ich eine gefühlte Ewigkeit warten musste. Je näher der Tag kam, umso hippeliger wurde ich. Wer hätte dass gedacht, dass ich mich einmal auf so etwas freue. Bin ich doch früher jedem Gesprächskreis und  jeder Vorstellungsrunde bewusst aus dem Weg gegangen.

Der wahre Grund klingt vielleicht blöd, entspricht aber der Wahrheit. Es war mir bisher immer unangenehm über mich vor anderen zu reden. Auch wenn es nur eine kurz Vorstellung war, wer ich bin, wie ich heisse, etc. Es steigerte sich sogar soweit, dass es schon fast zur eine leichten Phobie wurde. Nun, scheint es allerdings besser zu werden,  denn es war mir diesmal wirklich egal.

Es waren nur noch zwei Tage bis zum Gruppentreffen und die Probleme steigerten sich massiv. Ich wahr traurig, verängstigt und im Grunde zu nichts mehr zu gebrauchen.  Durch diese psychische Belastung wurde auch der Drang in mir wieder größer. Ich nutzte jede freie Minute um mich weiblich zu kleiden und zu recht zu machen.  Ich versuchte mich am Schminken vom Lidstrich und genoss die kurzen Augenblicke sehr.  Was soll ich sagen, jeder diese Augenblicke gab mir Sicherheit.  Ich fühlte mich selbstsicherer, besser und stärker. Vor allem der Herausforderung gewachsen. Erklären warum das so war kann ich allerdings nicht.

Am Abend vor dem Treffen wurde mir mal wieder bewusst, dass ich eigentlich so wie bisher nicht mehr weiterleben möchte und warum es wichtig ist mich von den Altlasten zu befreien. Keine Sorge ich werde mich nicht umbringen,  in die Richtung gehen die Gedanken nicht.

Jetzt war also der lang ersehnte Tag gekommen. Die Arbeit zog sich wie ein extrem zähes Kaugummi und wollte und wollte einfach kein Ende nehmen. Umso erleichterter war ich, als es endlich Feierabend war. Ich eilte im wahrsten Sinn des Wortes nach Hause und brachte die Kinder zum Sport. Die knappe Zeit bis zum Abend musste doch genutzt werden. Mir flogen Gedanken durch den Kopf was ich heute Abend bloß anziehen soll. Ich entschied mich nach langem Ringen mit mir, dann doch für die Männerkleidung. Der Grund dafür war banal, ich musste die Kinder noch abholen und die kennen mich eben nicht als Frau. So blieben leider nur meine Stiefeletten über.

Um kurz nach sieben war ich dann endlich mit etwas Verspätung beim Gruppentreffen. Natürlich waren alle anderen schon da. Zu meinem erschrecken waren alle entsprechend gekleidet nur eben ich nicht. Es hätte schlimmer sein können.  Zum Glück hat es niemanden interessiert und so ging es nach einer kurzen Vorstellungsrunde mit dem mehr oder weniger regulärem Ablauf weiter. Wobei seltsam war es schon, das erste Mal habe ich mich mit Blackwitch vorgestellt. Grotesk, war es nur dass ich zwar Blackwitch bin – das Äußere aber mal wieder überhaupt nicht passte. Das drücken und zwicken wird eindeutig heftiger, je mehr Blackwitch Freiheit erlangt. Freiheit die sie, die ich mehr als brauche.

Das Gruppentreffen verlief wie im Fluge. Was auch kein Wunder war, bei der lustigen und sehr sympathischen Runde. Jegliche Vorwarnung, dass es dort nur um Probleme wälzen gehen würde, kann ich ganz und gar nicht bestätigen. Klar kann es in einer anderen Gruppe anders sein, aber diese hier hat schon mehr familiären Charakter. Mit anderen Worten.. ich habe mich dort sehr gut aufgehoben gefühlt, auch wenn es mir aktuell in meiner Entwicklung nicht weiter geholfen hat. Aber andere Mädels zu treffen, denen es ähnlich geht ist schon ein kleines Trostpflaster für die Seele. Verblüffend ist darüber hinaus dass ich mich in den meisten sogar irgendwie wieder gefunden habe. Die Lebensläufe ähneln sich eben mehr oder weniger.

Nach dem Treffen ging ich noch mit einer kleinen Gruppe in ein Lokal. Dort wurde dann noch mehr oder weniger das Ganze in einem noch lockeren Kreis fortgeführt. Zwar machte sich meine Müdigkeit langsam bemerkbar, doch konnte ich noch so den ein oder anderen Input mitnehmen. Vor allem wurde die Gruppe noch viel lockerer als beim Treffen. Es war einfach schön.. auch wenn ich wusste, dass die Nacht furchtbar kurz wird. Ich danke auf jeden Fall den Mädels für den tollen “Frauenabend” und freue mich schon auf den nächsten Termin im nächsten Monat.

Stichworte: Ich und die Selbsthilfegruppe Transgender Transident Transsexualität Treffen

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