19. Januar 2015

Neues Jahr, neue Wege, neues Glück ?

Lesezeit: ca. 5 Minuten

Endlich, Endlich komme ich auch mal wieder dazu meinen schon fast vereinsamten und stark vernachlässigten Blog weiter zu führen. Irgendwie habe ich sogar schon fast ein schlechtes Gewissen. Wer hätte das Gedacht, als ich damit angefangen habe! Nun ja,  auf jeden Fall ist in den letzten Tagen seit meinem letzten Eintrag sehr viel passiert. Doch ich vermute, dass ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern werde. Versuchen, werde ich es aber dennoch, auch wenn die Geschehnisse nur vage von mir dargestellt werden können.

Zeitlich stehen geblieben bin ich bei Silvester. Mein neues Jahr Wunsch war relativ fromm. Ich hab mit gewünscht, dass alles was vor mir steht gut laufen wird und dass ich mit meiner Partnerin noch lange – vor allem als Ehepaar – zusammen sein möchte. Was davon wirklich erreichbar und haltbar sein wird, kann mir/uns nur die Zeit zeigen. Trotzdem macht sich Frau doch die ein oder anderen Gedanken. So wie ob man eines Tages auch als Frau wahrgenommen oder immer nur als “Mann” in Frauenkleidung gesehen wird.

Auf jeden Fall waren die Feiertage und die gemeinsame Zeit die wir hatten eine Wohltat. Wir konnten wieder etwas mehr miteinander reden und unser Zweisamkeit genießen. In einem unserer Gespräche zum Thema “was sein wird, was sein könnte und wie es weiter geht” kamen wir dann zum Thema Endokrinologen. Für alle die nicht wissen, was das ist? Ein Endokrinologe begleitet unter anderem Personen mit Transidenten Geschlechtzugehörigkeitsgefühl auf dem Weg zur Frau/Mann und ist dafür zuständig die Hormonersatztherapie einzuleiten und zu begleiten. In meinem konkreten Fall würde es also die Gabe von weiblichen Hormonen (Östrogenen) und die Hemmung männlicher Hormone bedeuten. Egal jetzt.

Na ja, auf jeden Fall unterhielten wir uns zu dem Thema und mein Schatz empfahl mir, auf Grund der langen Wartezeiten, lieber jetzt schon einen Termin zu machen. Es ist immer gut jemanden an seiner Seite zu haben die sich auf diesen Sektor gut auskennt, so kann ich auf jeden Fall den ein oder anderen Fallstrick vielleicht aus dem Weg gehen. Ich habe also gleich nach den Feiertagen in der Endonkrinologie angerufen und habe mir einen Termin nach meinem Erstgespräch bei der Psychotherapeutin geben lassen, so kann ich den Termin dann immer noch verschieben. Zumindest habe ich jetzt schon einmal alles mir aktuell mögliche in dieser Richtung unternommen.

Es wird langsam

Dann habe ich versucht mich bei meiner Tochter (8 Jahre) zu outen. Bei den großen war das ja ziemlich leicht, aber wie erklärt man es einem Kind, welches fast 9 Jahre lang in mir nur den Mann gesehen hat. Vor allem wie erklärt man es möglichst schonend. Also habe ich es erst mal mit Reportagen und Dokumentationen zum Thema Transidentität probiert. Nun ja, es war kein wirklicher Erfolg. Sie meinte nur, dass es okay wäre, aber bei jemanden den sie direkt kennt, wie Mama oder Papa könnte sie sich das gar nicht vorstellen. Sie würde es als furchtbar empfinden. Das hat mich natürlich dann doch recht runtergerissen und ich wusste erstmal nicht wie ich weiter verfahren sollte.  Wo wollte ich da noch ansetzen, ohne gleich mit dem Holzhammer zu kommen? Ich hab es dann irgendwann versucht mit ein wenig Makeup um die Augen, allerdings nahm sie es dann auch nicht so Ernst. Kommentar von ihr “Du hast so süße Augen”

Aber ein Glück das ich schusselig bin. Ich bin morgens ins Bad um mich zu kultivieren und habe wie meist die Tür nicht abgeschlossen. Auf einmal stand dann meine Tochter im Bad und hat mich in BH gesehen, da ich gerade am Haare waschen war. Ich hatte zwar noch die Hoffnung, das sie es nicht so wahrgenommen hatte. Dem war aber nicht so. Sie muss sich dann wohl direkt mit meiner Partnerin unterhalten haben und meinte “sie habe etwas gesehen, da sie ja nicht dumm ist” – Wundersamerweise hat sie es wohl sehr locker genommen, zwar war es da noch nicht so konkret. Aber sie unterhielten sich wohl darüber, wie sie mich nennen sollte, wenn Papa zur Frau werden würde.

Na ja, auf jeden Fall bin ich nun auch bei meiner kleinsten geoutet und kann nun endlich frei daheim sein wie ich möchte. Keine Gedanken mehr wie ich mich kleiden muss und ob noch Makeup im Gesicht ist. Es ist so unglaublich befreiend. Nun muss nur noch das berufliche Umfeld ins Bild gesetzt werden und ich kann dauerhaft Frau sein. Mit diesen Schritt lasse ich mir aber noch etwas Zeit. Ich will nichts überstürzen. Zu groß ist die Gefahr, dass ich sonst meine berufliche Laufbahn und damit meine Firma auf’s Spiel setze. Doch die Zeit wird kommen.

Was habe ich noch so gemacht ? Ich habe meinen Kleiderschrank von einem großen schwedischen Möbelhaus umgebaut und die männliche Kleidung entweder entsorgt oder woanders hin sortiert. Ich wusste gar nicht, wie viel ich an Kleidungsstücken schon habe, so viel hatte ich als “Mann” nie. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich und der Mann nie wirklich Freunde geworden sind. Es mir egal war, was ich getragen habe, so dass ich teilweise furchtbare verwaschene Teile zum Leid meines Umfeldes getragen habe. Ein Glück dass es nun der Geschichte angehört. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen wie toll es ist. Den Schrank zu öffnen und in das “Paradies” zu schauen.  Okay, ist etwas übertrieben – dennoch genieße ich den Anblick und das Bewusstsein, dass es meine Sache sind. Ich habe auf einmal so viel mehr Möglichkeiten. Vor allem, habe ich dank meinem Schatz noch ein paar Teile mehr. Sie hat bei sich im Schrank ausgemistet und ich konnte die Teile haben, die ihr nicht mehr passten oder sie nicht mehr haben wollte. Langsam füllt es sich und ich denke, dass ich vielleicht demnächst meine Grundausstattung zusammen habe und dass nicht nur deswegen. Ich habe mir bei Sheego ein Kleid mit Strickjacke bestellt und als wir letztens bei Bon Prix waren, hat mir mein Schatz auch noch ein paar Teile und eine Kette geschenkt. Ich liebe sie einfach so. Ich weiß nicht womit ich sie verdient habe. Bin trotzdem dankbar dafür, dass sie bei mir ist.

Doch leider hilft mir so viel Zuspruch auch nicht bei Tiefpunkten die immer wieder kommen. Den schlimmsten seit langen hatte ich wohl letzten Samstag. Ich musste zu einem Geschäftstermin nach München. Das bedeutete ich musste mich widerwillig in meine alten Sachen zwängen. Wusstet ihr wie falsch sich etwas anfühlen kann. Ich glaube so falsch habe ich mich noch nie gefühlt. Nicht nur, dass die Kleidung furchtbar kratzt und mittlerweile mindestens 2 Nummern zu groß ist. Nein, sie passt einfach nicht zu mir. Es ist die Kleidung von einem Mann und nicht meine. Ich war also dem entsprechend schlecht gelaunt. Wollte eigentlich auch am Liebsten so schnell wie möglich wieder heim, dass es dann auch noch geschneit hat und alles nass war, hat dann den Rest dazu beigetragen. Doch war auch nicht alles negativ an dem Tag. So war ich doch nicht allein in München. Wir waren zu zweit und konnten uns zumindest so auch ein paar schöne Stunden machen. Auch wenn die Rückfahrt mit der Bahn geschlagene 4 Stunden gedauert hat.

Am Abend waren wir beide, nach dem ich mich daheim umziehen konnte, noch serbisch Essen. Es war ein toller Ausklang für den Tag und dass nicht nur wegen dem Wirt. Am Sonntag war ich dann das erste Mal am helligen Tag mit meinem Schatz als “Frau” spazieren.  Es tut einfach gut so einen Rückhalt zu haben. Vermutlich gab es auch den ein oder anderen Blick, aber um ehrlich zu sein war mir das egal. So wurde dann das Wochenende für uns beide dann doch noch ganz schön.

Ich hoffe nur, dass mein nächstes tief nicht so schnell kommt.

Alles Liebe
Blackwitch

Rechtschreibfehler und Formulierungsschwächen wie immer inklusive 😀

Stichworte: Endokrinologe Transident

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