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eid Ihr schon fertig mit dem Lesen meines letzten Beitrages? Wenn nicht macht es auch nichts, da dieser hier wohl etwas kürzer als gewohnt sein wird. Falls Ihr euch erinnert habe ich vor kurzen bei der Techniker Krankenkasse einen Antrag auf “Kostenübernahme für die geschlechtsangleichende Operation” gestellt. Wie Ihr bereits wisst bin ich ja immer sehr ungeduldig und so wundert es Euch sicherlich auch nicht, dass ich entsprechend jeden Tag der letzte Wochen auf eine Antwort der Krankenkasse gehofft habe. Vergebens.

Vergebens bis gestern! Der Briefträger warf die Post durch den Türschlitz und ich hörte das klappern im Hausflur. Doch war ich nicht schnell genug. Mein Partnerin hatte schon vor mir die Briefe in den Händen und begann vorzulesen: “Werbung, Werbung, ach ein Brief von der Techniker, Werbung”. Es war ein Brief von der Techniker Krankenkasse da, es hätte ja auch durch aus Werbung (Infopost) sein können, war es aber nicht. Ich setzte mich vorsichtshalber hin und öffnete zaghaft den Brief.

Ich weiß nicht wie es Euch in solchen Momenten geht? Mir zittern dabei immer die Hände ein wenig und ich bin innerlich total angespannt. So eine Mischung aus absoluter Neugier und “Ich will es gar nicht wissen, falls es negativ ist”.  “Guten Tag Frau H.” stand ganz oben “ich habe eine gute Nachricht für Sie” und *peng* jegliche Sicherung in meinem Kopf brannte durch. Aber liest erst mal selber:

Guten Tag Frau H.,

ich habe eine gute Nachricht für Sie:

Für die geplante genitalangleichenden Operationen übernehmen wir die Kosten im Rahmen einer stationären Behandlung.

Ausgenommen sind lediglich zusätzliche Wahlleistungen, die Sie individuell vereinbaren können. Hierzu gehören zum Beispiel die Chefarztbehandlung oder die Unterbringung in einem Ein- oder Zweibettzimmer.

Über den medizinischen notwendigen Beginn und die Dauer der stationären Behandlung entscheiden die Krankenhausärzte.

Sollten Sie sich für ein anderes Krankenhaus entscheiden, informieren Sie uns bitte unbedingt vorher darüber. Wir klären dann für Sie, ob unsere Zusage auch für das gewählte Krankenhaus gilt.

Für jeden Tag der stationären Behandlung sieht der Gesetzgeber eine Zuzahlung von zehn Euro vor, die Sie direkt an das Krankenhaus zahlen. Diese ist begrenzt auf 28 Tage im Kalenderjahr.

Ich wünsche Ihnen für die Behandlung alles Gute!

Sollten Sie Fragen haben rufen Sie mich einfach an.

Freundliche Grüße

Also in meinem Kopf war danach die Hölle los. Ich wusste nicht ob ich lachen, weinen oder am besten gleich alles auf einmal machen sollte. Für meine Liebste stand ich wohl etwas neben mir in dem Moment. Aber ehrlich wundert es Euch? Ich hab die Zusage für die geschlechtsangleichende Operation. Wahnsinn !! Und das auch noch beim ersten Versuch mit dem Antrag. Tränen schossen mir in die Augen. Meine Lippen fingen an ein Dauer-grinsen zu bilden, welches den ganzen Tag anhielt.  Ich hab es tatsächlich geschafft. In absehbarer Zeit bin ich dann endlich vollständig ich. Klar es wird sich für die Außenstehenden nicht viel ändern, für mich bedeutet es aber ein Stück Freiheit die ich gewinnen werde.

Der körperliche Ballast der Vergangenheit kann ich wenigstens zum Teil ablegen. In solchen Augenblicken möchte ich einfach nur die ganze Welt umarmen und unendlich drücken. Natürlich weiß ich, dass die Operation kein leichtes Unterfangen wird. Der Körper wird sich danach auch an einiges umgewöhnen müssen aber ich hoffe einfach dass es alles klappt. Auf jeden Fall haben wir dann am Abend noch mit einem halben Glas Hugo angestoßen um diese tolle Ereignis im kleinen Rahmen gebührend zu feiern. Von nun an heißt es nur noch warten. Warten auf den nächst möglichen OP-Termin zur geschlechtsangleichenden Operation. Hoffentlich dauert es nicht wirklich bis 2019.

Liebe Grüße
Ellen